Atelier 2.2

Gabriel Hahner

Haut umschließt den einzelnen Menschen, schützt und bewahrt ihn, definiert das Innen und Außen. Gleichzeitig ist Haut eine poröse Schicht, die allzu leicht verletzt werden kann. Und dann gibt es noch Körperöffnungen – spooky …

Die Erkenntnis, dass wir Menschen keine klaren körperlichen Grenzen haben, ist unheimlich.

Meine Arbeit bewegt sich im Zwiespalt zwischen der Angst vor der Grenzenlosigkeit und der Freiheit und Freude, die dadurch erst entstehen.

Ich sammle Fragmente: Was und wo?

– Kerzenreste und selbstgemachte Marmelade von Verwandten
– Chatnachrichten mit Freund:innen über Psychopharmaka
– Flauschige Decke aus dem 1 Euro Laden (lachsrosa)
– Porzellanpuppe aus einer Verschenkgruppe

– Satzfetzen aus den Liedern eines DDR-Singeklubs
– Hasendraht aus dem Baumarkt
– Langarm-Dirndl, komplett mit passender Schürze von Kleiderkreisel
– Kräuter vom eigenen Balkon

Ich erkunde, was mich an diesen Bruchstücken fasziniert, schmelze sie ein, kombiniere sie, ordne sie immer wieder neu an.

Daraus entstehen Collagen, Filme, Performances, Installationen. Oft spielen puppenähnliche Figuren eine Rolle, die den Betrachtenden in multimedialen Räumen begegnen.

Nostalgie ist die Sehnsucht nach einem gesellschaftlichen Ort, an dem wir uns als vollständige, heile Person im Einklang mit unserer Umgebung fühlen. Mein body in pieces (Linda Nochlin) wird dort ein heiler Körper, der mir neue Sicherheit gibt.

Nostalgie wird aber auch schnell zur Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“, weswegen ihr ein gewisses Misstrauen gegenüber angebracht ist. Genau deshalb will ich sie erforschen.

Fotos von Hyesung Ryu und Jan Patrick Albrecht