Atelier 2.3

Gan-Erdene Tsend

Meine Kunst ist immer auch ein Spiegel meiner eigenen Lebenserfahrungen, die ich in meinen Werken in unterschiedlicher Form verarbeite. So hat mich das nomadische Leben, das ich in meinen ersten Lebensjahren inmitten der Natur der Mongolei führte, tief geprägt. Auch die Trennung von meiner Heimat, durch meine Ausreise nach Deutschland, gab mir wichtige Impulse für meine künstlerische Arbeit. 

Die Idee der „Spiegelung“ reflektiert genau diese biografische Situation. Als visuelles Mittel entstand sie aus meiner Vorstellung heraus, dass jeder Mensch in sich zwei verschiedene Leben vereint. Ein ideelles, welches in den Gedanken, der Fantasie und der Erinnerung des Menschen stattfindet, und ein dingliches, welches sich in der Realität, im Körperhaften, abspielt. Die Spiegelung ist dabei eine Metapher, mit der ich diese Gedanken der dargestellten Person, seine Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte vergegenständliche. Auf diese Weise bietet mir die Spiegelung die Möglichkeit, diese beiden Leben, diese innere Gedankenwelt und die äußere Dingwelt, im Bild einander gegenüber zu stellen und sie so aufeinander zu beziehen. Die zwei verschiedenen Realitätsebenen decken durch ihre Gegenüberstellung die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung auf. Das, was an sich getrennt ist, kann ich im Bild mittels der Spiegelung wieder vereinen. 

In ihrer Differenz zwischen dem, was ist, und dem, was war oder sein wird bzw. sein könnte, kommt aber auch immer ein Verlust zum Vorschein. Denn in der „realen Welt“ fehlt immer eine Person, die in der gespiegelten Wasserfläche auftaucht. Durch das Unkörperliche des Spiegelbildes wird ihre visionäre Dimension hervorgehoben.